Breitband für alle Haushalte in Stadt und Landkreis Gießen
Neuer Vorstoß für flächendeckenden Glasfaserausbau
Landkreis Gießen. Ein gigabitfähiger Breitbandanschluss für jeden Haushalt in Stadt und Landkreis Gießen – das sind rund 140.000 Haushalte – innerhalb der nächsten sechs Jahre; das ist das erklärte Ziel von Landrätin Anita Schneider und allen Bürgermeister:innen aus dem Kreis. Für den Ausbau in den 18 Kommunen wird es Partnerschaften mit verschiedenen Telekommunikationsunternehmen geben, die den Breitbandausbau auf eigene Kosten durchführen. Für die Haushalte, die nicht eigenwirtschaftlich angebunden werden, werden Fördermittel bei Bund und Land beantragt.
Seit dem Jahr 2011 beschäftigt man sich im Landkreis Gießen mit der Aufrüstung der schnellen Internetleitungen in allen Ortschaften. Jetzt haben der Landkreis und die Stadt- und Gemeindeoberhäupter die Weichen für den flächendeckenden Glasfaserausbau gestellt und vier Telekommunikationsunternehmen für eine Ausbaupartnerschaft ausgewählt, die mit ihren Ausbaukonzepten überzeugt haben. „Die Entscheidungen wurden mit Hilfe von zuvor festgelegten Kriterien getroffen. Dazu zählten beispielsweise die technische Umsetzung und die veranschlagte Dauer der Ausbauarbeiten sowie Serviceangebote im laufenden Betrieb. Wichtig ist außerdem der Kontakt zur Verwaltung und zu den politischen Gremien vor Ort. Deshalb werden sich die Ausbaupartner demnächst in den Städten und Gemeinden vorstellen“, erklärt Staufenbergs Bürgermeister Peter Gefeller, gleichzeitig Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft Breitband Gießen mbH.
Landrätin Anita Schneider begrüßt den Vorstoß: „Die Versorgung der Bevölkerung mit schnellem Internet ist eine Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landkreises mit all seinen Kommunen. Wir brauchen flächendeckend ein leistungsfähiges Netz, in dem es keine Versorgungslücken mehr gibt. Mit den geschlossenen Partnerschaften kommen wir diesem Ziel ein großes Stück näher.“
„Baustein einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung“
Das Kreisgebiet wurde in zwei Cluster und zwei weitere Ausbaugebiete eingeteilt und in Absprache mit den Telekommunikationsunternehmen aufgeteilt. Allen Beteiligten ist bewusst, dass die Lage am Breitbandmarkt sehr dynamisch ist und das heutige Konzept nicht in Stein gemeißelt werden kann. Dennoch ist es das gemeinsame Ziel von Landkreis und Kommunen in Zusammenarbeit mit der Breitband Gießen GmbH, die Ausbauaktivitäten der Telekom und weiterer Telekommunikationsunternehmen zu koordinieren, um letztlich einen möglichst flächendeckenden eigenwirtschaftlichen Ausbau mit einheitlichem Ausbaustandard zu erreichen.
Den Kern der Ausbaupartnerschaft bildet die weitere Zusammenarbeit mit der Telekom, bzw. mit GlasfaserPlus. Die GlasfaserPlus ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Telekom und IFM Investors. Die Telekom beabsichtigt rund 95.000 Haushalte hauptsächlich in Buseck, Biebertal, Gießen, Hungen, Lich, Laubach und Grünberg auszubauen, und zwar unabhängig von zuvor gebuchten Anschlüssen. Dazu sagt Fuat Dalar, Regionalleiter der Telekom: „Wir verzichten darauf, den Ausbau an eine Mindestvermarktungsquote zu knüpfen. Wer sich in der Bauphase für einen Glasfaseranschluss entscheidet, bekommt ihn kostenfrei. Sowohl Immobilienbesitzer als auch Mieter können den Glasfaseranschluss bei der Telekom beantragen oder sich als Interessent schon vorregistrieren.“
Aller Voraussicht nach wird die Telekom die meisten Haushalte in der Stadt Gießen ausbauen. Gießens Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher begrüßt die Ausbauabsichten der Telekom: „Die anstehenden Infrastrukturmaßnahmen sind ein wichtiger Baustein unserer zukunftsorientierten Stadtentwicklung. Es wird so der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt, des Bildungswesens und des Privatlebens Rechnung getragen und es werden gleichwertige Lebensverhältnisse sichergestellt. Daher begrüßen wir die weitgehenden Ausbauabsichten der Telekom im Stadtgebiet der Universitätsstadt Gießen ausdrücklich.“
Die Telekom treibt auch den Ausbau für die Festnetz- und Mobilfunkabdeckung voran. „Rund 90 Funkanlagen betreibt die Telekom im Landkreis Gießen. Bis 2024 sollen weitere 27 Standorte hinzukommen. Zusätzlich sind an 31 Standorten Erweiterungen mit LTE geplant. Durch den Ausbau steigt die Mobilfunkabdeckung im Landkreis in der Fläche und es steht insgesamt auch mehr Bandbreite zur Verfügung“, erklärt Fuat Dalar. Darüber hinaus zeigt die Telekom mit GlasfaserPlus Interesse an einer Beteiligung am Vergabeverfahren für den geförderten Breitbandausbau.
Vorvermarktung beginnt Ende dieses Jahres
Den zweiten Teil der Ausbaupartnerschaft bildet die Zusammenarbeit mit den Telekommunikationsunternehmen Deutsche GigaNetz, YplaY Germany und Goetel, die jeweils in zusammenhängenden Gebieten ausbauen werden. Die Deutsche GigaNetz wird im Süd-Ost-Cluster in Linden, Pohlheim, Fernwald und Reiskirchen ausbauen. YplaY Germany, ein Telekommunikationsunternehmen aus der Wetterau, wird im Nord-West-Cluster in Heuchelheim, Wettenberg, Lollar, Staufenberg, Allendorf und Rabenau tätig. Die Goetel GmbH wird darüber hinaus Teile von Laubach und Grünberg ausbauen. Ende dieses und Anfang nächsten Jahres beginnen die Unternehmen mit der Vorvermarktung in den betreffenden Ortschaften. Der Ausbau beginnt, wenn sich ausreichend Bürger für einen Glasfaseranschluss gemeldet haben. Die Vorvermarktungsquoten liegen zwischen 35 und 40 Prozent.
Schon von vornherein wird die Inanspruchnahme des Graue Flecken-Förderprogramm des Bundes mit Co-Finanzierung durch das Land Hessen mitbedacht. „Es wird Standorte geben, die aus betriebswirtschaftlichen Gründen von den Telekommunikationsunternehmen nicht an das schnelle Glasfasernetz angebunden werden. Damit auch diese Haushalte einen Breitbandanschluss bekommen, werden die Vorgaben aus der Förderrichtlinie des Bundes schon jetzt in das Ausbaukonzept einbezogen“, erklärt Lars-Burkhard Steinz, Sprecher der Bürgermeister im Landkreis Gießen.