Dritte Stufe des Breitbandausbau im Landkreis Gießen startet
Anbindung der Schulen hat höchste Priorität
Landkreis Gießen. Die dritte Stufe des Breitbandausbaus im Landkreis Gießen kann beginnen. Rund 1000 Haushalte und etwa 100 Schulen in Stadt und Landkreis Gießen bekommen einen Glasfaseranschluss bis ins Gebäude gelegt. Der Zuschlag wird der Telekom erteilt, sofern kein weiterer Bieter bis heute (Freitag) Abend Widerspruch einlegt. Die Telekom hat das wirtschaftlichste Angebot abgegeben.
„Damit schaffen wir ein weiteres, wichtiges Stück Infrastruktur, das zur Zukunftsfähigkeit des Landkreises beiträgt“, sagt Landrätin Anita Schneider. „Glasfaser bis ins Haus ermöglicht leistungsfähige Datenanbindungen, die in allen Bereichen des Alltags nötig sind – in erster Linie für Wirtschaft und Bildung. Im Rahmen der Ausschreibung haben wir den prioritären Ausbau für die Schulen erfolgreich verhandelt.“
Nachverdichtung der „weißen Flecken“
In den beiden vorherigen Breitband-Ausbaustufen wurden bereits etwa 98 Prozent der Haushalte im Landkreis Gießen mit Anschlüssen an das schnelle Internet versorgt. In der Ausbaustufe 3 werden nun Schulen und öffentliche Gebäude mit Glasfaser bis ins Haus ausgestattet. Außerdem werden die „weiße Flecken“ nachverdichtet - das heißt, zwei Prozent der Haushalte, die derzeit noch keinen Breitbandanschluss haben, werden ebenfalls angebunden. Dazu zählen Haushalte, die bislang für die digitale Datenübertragung weniger als 30 Mbit/s zur Verfügung hatten. Das ist der Schwellenwert, der von der EU-Kommission festgelegt wurde – zugleich Voraussetzung für eine Förderung des Breitbandausbaus.
Die dritte Ausbaustufe erfolgt über einen Zeitraum von 48 Monaten in 17 Städten und Gemeinden im Kreisgebiet und in der Stadt Gießen. Die Koordination und Kommunikation übernimmt weiterhin die Breitband Gießen GmbH. Die Gesellschaft wurde im Jahr 2011 für die Steuerung und Entwicklung des Breitbandausbaus im Rahmen einer rechtlichen Vereinbarung im Auftrag aller Kommunen vom Landkreis Gießen gegründet.
„Wir sind froh, dass es nun mit dem Breitbandausbau im Kreis Gießen weitergeht. Das europaweite Ausschreibungsverfahren als Teil eines mehrstufigen Verhandlungsverfahrens hat viel Zeit in Anspruch genommen. Zudem sind die formalen Vorgaben sehr komplex, wenn Fördergelder in diesem Bereich in Anspruch genommen werden“, sagt Stefan Becker, Geschäftsführer der Breitband Gießen GmbH.
Mit der Auftragsvergabe beginnt nun die konkrete Planung beider Ausbauphasen. Das beinhaltet die genaue Festlegung der Reihenfolge beim Ausbau in enger Abstimmung mit den Kommunen. Wieviel Breitband in den jeweiligen Ortschaften verlegt wird, haben die politischen Gremien in den Kommunen selbst beschlossen. Das Vorgehen ist komplex, weil vorhandene Strukturen wie bereits verlegte Leerrohre genutzt werden müssen, der Ausbau zugleich aber auch an strenge Richtlinien und Vorgaben gebunden ist und die Kosten stets im Blick behalten werden müssen. „Das Nachverdichtungsprojekt im Landkreis Gießen ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig das erfolgreiche Zusammenwirken der vielen unterschiedlichen Ebenen ist. Die Vernetzung hat sich bewährt“, sagt der regionale Breitbandberater des Landes, Dennis Pucher.
Die Priorität liegt zunächst auf der Anbindung der Schulen
In der ersten Ausbauphase liegt die Priorität nun auf der Anbindung der Schulen und besonders kritischer Anschlusspunkte. Begonnen wird der Ausbau an jeweils zehn Schulen in der Stadt und im Landkreis Gießen. Insgesamt stehen etwa 100 Schulen aus kommunaler und freier Trägerschaft auf der Liste, die innerhalb von 24 Monaten schnelles Internet bis ins Klassenzimmer bekommen sollen. Für Kreis-Schuldezernentin Dr. Christiane Schmahl und ihre Kollegin Astrid Eibelshäuser, Schuldezernentin der Stadt Gießen, ist dies eine wichtige Voraussetzung für die Nutzung digitaler Bildungsmöglichkeiten. „Die Corona-Pandemie und der damit verbundene Distanzunterricht haben gezeigt, wie wichtig leistungsfähige Datenanbindungen sind“, sagt Schmahl. Videokonferenzen werden nach Verlegung der Glasfaseranbindungen hoffentlich kein Problem mehr sein.“ Stadträtin Eibelshäuser ergänzt: „Ich bin sehr froh, dass nun nach einem sehr langen Antrags- und Vergabeverfahren die Voraussetzungen dafür geschaffen sind, dass alle Schulen in der Universitätsstadt Gießen einen Glasfaseranschluss erhalten. Somit werden die Bedingungen für digitalisiertes Lernen maßgeblich verbessert.“
Nach der Anbindung der Schulen werden in den darauffolgenden 24 Monaten weitere öffentliche Einrichtungen wie Rathäuser, Feuerwehrhäuser sowie außenliegende Höfe und Gewerbestandorte an das schnelle Internet angeschlossen.
Fördermittel von Bund und Land
Insgesamt bringt der Breitbandausbau Investitionskosten von rund 26 Millionen Euro mit sich. Der Bund bezuschusst den Ausbau mit 50 Prozent der förderfähigen Kosten. Das Hessische Ministerium für Digitale Strategie und Entwicklung mit Prof. Dr. Kristina Sinemus als Ministerin an der Spitze steht zu der finanziellen Unterstützung. Eine Förderung von bis zu 40 Prozent der förderfähigen Ausgaben ist entsprechend der Richtlinie möglich.
„Die Hessische Landesregierung misst der Versorgung der Schulen mit gigabitfähigen Anschlüssen eine besonders hohe Bedeutung zu. Denn schnelles Internet ist eine wichtige Voraussetzung, um alle Schülerinnen und Schüler an digitale Medien heranzuführen, ihnen die Chancen und Perspektiven neuer Technologien zu eröffnen und letztlich auf ein Leben und Arbeiten in der digitalisierten Welt vorzubereiten“, betont die Hessische Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus. „Eine gute digitale Infrastruktur ist auch für Unternehmen ein wichtiger Wettbewerbsfaktor, um die lokale Wirtschaft krisenfester zu gestalten.“ Die Hessische Landesregierung hat für den Gigabitausbau von 2020 bis 2024 Mittel in Höhe von rund 270 Millionen Euro vorgesehen.
Planungen für Gigabitstrategie laufen parallel
Damit ist das Thema Breitband im Landkreis Gießen aber noch nicht zu Ende. Parallel zur Ausbaustufe 3 arbeitet der Landkreis an einem Masterplan, der die Ziele der hessischen Gigabitstrategie für den Kreis aufnimmt. Dazu gehören der flächendeckende Ausbau von Glasfaseranschlussnetzen für jeden Haushalt sowie die Weiterentwicklung der Mobilfunkinfrastruktur mit einem schrittweisen Ausbau der 5G-Netze.